Mittwoch, 22. Februar 2012

Idas Saga: Aus den Archiven des House of Lore (2)

Ausschnitt aus Begegnungen mit den Gerufenen von Teorrik Waldheimsunu, Großer Meister der Vedenseiðr des Fyr, niedergelegt im Jahre 312 IR zu Ravensburg:


Man solle nicht vermuten, dass die Herbeirufung einzelner Wesenheiten von Dauer ist. Wie die Magier einst im Stande waren, eine Dienerschaft aus Stein und Stahl zu formen, so muss es dennoch wohl alte Geheimnisse geben, ewig zu binden die Bewohner anderer Veden. Hierfür berichte ich von einer Begegnung, welche ich in der Gegend um Hereford hatte. Ein mir bekannter Olriðrgoði der Richterin der Seelen namens Skapti Visätsunu bot mir an, ihn und eine Truppe auf einer Patrouille entlang der Grenze zu Nachtland zu begleiten.
Wir brachen auf am 2 Waescdaeg des Wulfmonan des Jahres 271 nach dem Eisstieg auf und wollten vier Tage später wieder zurückkehren. Trotz der nicht wenigen Sichtungen der Diener der Seelensammlerin stach ein Umstand, deren Zeuge ich wurde, aus allen Beobachtungen hervor, die ich am Rande des dunklen Landes machte. Wir kamen in eine Siedlung von etwa 80 Seelen namens Haugdaal, welche nahe einer kleinen Schlucht lag , die sich zum Darkwood hin öffnete.
Als ich des Nachts zusammen mit einem Mann namens Kellrig Votsunu am Rande der Schlucht etwa 125 Hjorr vom Waldesrand entfernt Wache hielt und wir uns mit Geschichten von Erlebtem wach hielten, erschien etwa zur Mitte des sechsten Tores eine Gestalt am Rande der Schlucht. Kellrig und ich, von der Kälte fast am Boden festgefroren, trauten unseren Augen nicht. Die Gestalt die sich zeigte war die eines kleinen Mädchens mit den Gewändern einer Adeligen. Kellrig umfasste den Griff seines Schwertes fester und flüsterte leise, fast nicht hörbar über dem sausenden Wind in der Schlucht: „Nähert euch nicht, hoher Seiðrfrændi. Die Diener der verdorrten Herrin sind allesamt Verdammte und ihre Fähigkeiten sind mannigfaltig. Lasset dies Kind zu uns kommen, damit wir abschätzen können, welch Banner es trägt. Doch gewiss würde ein leibhaftiges Kind niemals den Wald überleben. Dies muss eine Hinterlist sein.“
In der Torheit der jungen Jahre ignorierte ich die weisen Worte des alten Kriegers und näherte mich dennoch dem Wesen, welches nun viel näher gekommen war. Als ich gerade das Wort an es richten wollte, nahm ich den Geruch des Grabes und der faulen Erd an ihm war und ich war mir gewiss, einem Diener der Unheiligen Hexe gegenüber zu stehen, welcher den Körper dieses Kindes bewohnte. Von Angst gepeinigt vermochte ich nicht, dem Angriff des Wesens zu entgehen, welches mit Klauen auf mich einhieb. Kellrig jedoch, in der Gegenwart seines Geistes, drängte mich ab, noch ehe mich ein hieb treffen konnte, und warf sich in den Angriff der Unheiligen. Dies jedoch gab mir Zeit, einen Spruch zu wirken, welcher das Wesen zu Asche verbrennen sollte. Dies gelang und der verkohlte Leib sank zu Boden, jedoch entstieg diesem Kadaver ein schwarzes Gespinst in der Luft, welches mit der Bewegung eines Pfeiles in Windeseile davonflog. Wahrlich habe ich an diesem Abend eine verdammte Seele gesehen, welche nicht Kraft der Magie (noch der Waffe) gebannt werden konnte, wie dies die Regel ist. Mein Leichtsinn kostete einen Mann das Leben, denn Kellrig verstarb an dem Hieb, welcher für mich bestimmt war.
Später hörte ich von einer Gyðja der Weberinnen die Geschichte eines ähnlichen Vorkommnisses, bei dem die Bannung eines Dæmon diesen nicht verdrängte, sondern ihn lediglich in die Gestalt einer schwarzen Wolke zwang, welche dann flink entschwand. Sie erzählte weiterhin, dass der Geist erst gebannt werden konnte, nachdem ein Akkeri zerstört wurde, wobei es sich um ein kleines Schnitzwerk einer Schlange handelte, welches ein Hellirfrændi bei sich trug. Dieser Mann hatte es wohl angefertigt in der Absicht, das Übel, welches er rief, in der Welt zu verankern. Nachdem der Mann getötet und sein Werk verbrannt waren, konnte das jenseitige Wesen zurück in den Abgrund geschickt werden.

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